Alcatraz am 13.06.08, die letzte.

Entlassen wegen … guter Führung nennen wirs mal

So jetzt hab ich den ganzen Reha Dingsda hinter mir. Drei Wochen meines kurzen Lebens hat mich das gekostet. Kommt rein in die Kategorie: Was ich nie wieder erleben will. Um die Reha nicht in zu schlechtes Licht zu rücken: Der ganze alberne Abflug vom Rad mit allen Folgeerscheinungen gehört da rein. Aber diese Reha sicher nicht an letzter Stelle.

Nach einer Woche in der Klinik wars ja noch lustig und die Hoffnung auf ein Gehen auf den eigenen zwei Beinen bei meiner Entlassung hat mich aufrecht gehalten. Der Terminstress indes nimmt täglich zu, jeder Arzt oder TherapeutIn knallt neue Dates in den persönlichen Kalender rein. Das scheint Methode zu haben, kommt doch der Patient dadurch kaum noch zum Nachdenken, jede[r] wird nur noch zum Manager seiner Termine. Wäre alles noch zu ertragen, doch da gibt es ja die allgegenwärtige erdrückende Langsamkeit, an den Aufzügen im Haus, in der Kantine, vor den Behandlungsräumen, überall stehen Vierfüßler [wie ich] Schlange, um die persönlichen Aufgaben zu erfüllen. Es geht nicht vorwärts. Auch die Treppen sind überfüllt von langsam dahin krabbelnden Verletzten.

Das Altersheimsyndrom tritt schnell ein. Nach dem Terminstress tritt die persönliche Apathie in Kraft. Motivationslosigkeit, Interessenlosigkeit, gefühlte Blutleere im Gehirn, keine Lust auf die einfachsten Ablenkungen zB in Form eines bislang als attraktiv empfundenen Buches, der Fotoapparat liegt trotz frühen Feierabends und netter Motive unbenutzt im Schrank rum. Sogar der MP3 Player mit massenhaft geiler Goa Mukke kommt nur alle drei Tage ans Licht. Nicht mal Bloggen hatte einen Reiz. Dumpfes Dahinvegetieren ersetzt den persönlichen Einsatz an der Wiederherstellung der eigenen Gesundheit. Um nicht völlig dahinzusiechen, hab ich regelmäßig die Abendabfütterung gecancelled, und teilweise auch das Frühstück.

Nach zwei Wochen Reha hat sich bei mir langsam von hinten die Erkenntnis angeschlichen, daß ich aufgrund meines Verletzungsbildes diese Anstalt auf Gehstöcken verlassen werde, und nicht wie die üblichen Hüft- oder Kniepatienten auf eigenen Füßen. Frust …… Also hab ich meine Therapeutinnen genervt, bis wir gemeinsam etwas Methodik zurechtgelegt haben, um gezielte Gehübungen zu machen und Fehlbelastungen und Ausweichbewegungen gleich zu vermeiden, hatte ich doch schon Knieschmerzen einseitig und noch andere Quereffekte. Die waren wirklich hilfsbereit und kompetent, auch wenn sie immer nur ihr Standardprogramm abspulen dürfen. Das war der Gewinn, den ich mit heimnehmen konnte.

Nach der letzten Anwendung kam dann das KO. Völlig kraftlos und abends fiebrig in die Falle gesunken, Verdauung hat gesponnen, Schädelweh. Hat zwei Tage angehalten, nun gehts anscheinend bergauf.

Nie wieder Reha.