Tour des Vosges

In den Vogesen

Drei Tage Rennrad fahren in den Vogesen, Basislager in Guebwiler. Ein reichlich ambitioniertes Programm hatte Tom ausgearbeitet. Bei der Hitze? Jo. Ich hatte das Glück dabei sein zu dürfen. Noch kein einziger km Rennrad auf der Uhr in diesem Jahr. Beste Voraussetzungen also, völlig unbelastet an die Sache ran. Das Gute daran: nix denken müssen, nur hinterher fahren.

Erstes Treffen mit den sechs neuen Kollegen aus dem Saarland am Donnerstag abend, einchecken und Begrüßungsbier trinken. Mein Bauchgefühl sagt mir wir verstehen uns auf Anhieb. Anschliessend los auf Futtersuche, wir werden fündig beim Italiener, der uns mit Nudeln und Bier versorgt.

Freitag, 10. Juli
Gute Güte, die Kollegen sehen so professionell aus! Rennmaschinen, Sonnenbrillen, teils rasierte Beine. Meine Übersetzung am Radl vorn 52/39, hinten 25/11, wird nachdenklich begutachtet. Damit in die Berge?

Nicht irritieren lassen, das gute Alurad Marke Cannondale aufpumpen und dann versuchen hinterher zu fahren. Mittendrin fahren geht auch schon, aha. Herrliche Irrfahrt durch die Weinberge und die kleinen Ortschaften bis wir den Einstieg zum Col de Hundsplan finden. Weia, das geht hoch, mithalten klappt problemlos. Hoch zum Col du Firstplan, klasse, geht auch. Die erste Abfahrt ist fürchterlich schnell. Wir treffen uns unten in Soultzbach alle lebendig wieder. Puh.

Weiter nach Munster, furchtbar warm hoch zum Lac Blanc, ausgiebige Pause. Dem ersten Kollegen platzt der Reifen in der Wärme. Über die Route des Cretes (ist das schön hier oben!) zum Col de la Schlucht. Dort ist ein Epizentrum für alles was Motor am Fahrzeug hat und überall stehen Souvenirläden. Die Abfahrt vom Col de la Schlucht nach Munster ist atemberaubend! Nochmal hoch über den Col du Firstplan und heimwärts durch die kleinen Weindörfer. Also der Einstieg hat schonmal deutlich Spaß gemacht!

Abendessen: Abfütterung am Buffet beim Chinesen, lecker und viel. Auf den lautstarken Karaoke Rummel in der Kneipe hätten wir gern verzichtet.

Samstag, 11. Juli
Der Korken ist ja nun raus nach dem ersten Tag, mitfahren scheint zu klappen. Mein Trinkrucksack scheint den Kollegen ungewohnt, ist aber überlebenswichtig. Alle anderen Mitfahrer haben Flaschen am Radl wie sich das gehört. Außerdem verzichte ich ungern auf Werkzeug, Ersatzteile und Luftpumpe, daher ist Radln mit Rucksack voll normal und keine extra Belastung.

Wir fahren durch die Weinberge nach Uffholtz und starten die 25km lange Auffahrt zum Grand Ballon. Lange und schöne Auffahrt, unten schon arg warm. Zwischendrin Pause am Hartmannsweiler Kopf, monumentale Kriegsgräberstätte aus dem ersten Weltkrieg. Die weitere Auffahrt wird oben angenehmer weil der kräftige Wind den Kopp kühlbläst. Oben Pause, dann über die Route des Cretes zum Col de Platzerwasel. Die Abfahrt hat 12% und ist entsetzlich schnell! Wir flicken wieder einen platten Vorderreifen eines Kollegen und biegen unten ab zum Petit Ballon. Der ist zwar Petit aber fürs Radl deutlich schärfer als sein Grand Namensvetter, vielleicht machts auch die Hitze.

Oben auf dem Petit Ballon ist es herrlich windig, weite Wiesen mit Kühen drauf und die anstrengende Auffahrt schnell vergessen. Die Abfahrt nach Luttenbach dagegen ist schlimm holperig und scheint nicht enden zu wollen. Mit bremsverkrampften Händen treffen wir uns unten, 35° im Schatten. Nun, heimwärts über Munster und Soultzbach ist ja nochmal der Col du Firstplan im Weg, also hoch in der Nachmittagshitze. Zum Überleben: trinken trinken und nochmal trinken. Abfahrt nach Soultzmatt und durch die idyllischen Weindörfer in der Spätnachmittagsbeleuchtung heim.

Wir mussten die Unterkunft wechseln und wohnen jetzt in Buhl, was deutlich schöner ist und idyllisch liegt. Das Abendessen ist äußerst fürnehm, die Teller riesig, die Portionen des Menues dagegen ziemlich übersichtlich. Die Preise richteten sich dann wohl nach der Tellergröße. Na gut, für ein mal.

Sonntag, 12. Juli
Schon Heimfahrttag, schade. Aber wir wollen noch ein Abschlußbonbon fahren. Die Auffahrt zum Le Markstein liegt vor der Haustür, ist unten angenehm zum Einrollen, legt mittendrin an Steigung deutlich zu und führt in schönen Serpentinen vorbei am Lac de Lauch an die Routes des Cretes. Von dort nochmal an den Grand Ballon und heute dürfen wir die 25km runterrollen bis Uffholtz. Noch ein Platten (anderer Kollege, wieder Vorderrad) und bei fast frischem Gegenwind Ausrollen bis an die Unterkunft. Einpacken, heimfahren.

Schnell vorbei, die drei Tage. Zu schnell fast. Wir hatten absolutes Top Wetter, eine perfekte Tourenplanung, die wir nicht ganz einhalten konnten, war auch so anspruchsvoll genug. Besonderen Dank an die prima Radkollegen, selten so einen Spaß in der Gruppe gehabt. Was dazugelernt: Windschatten fahren ist geil. Nebenbei noch das Saarländisch aufgefrischt!

Für die Statistik:
Freitag 143km/2510hm
Samstag 113km/2490hm
Sonntag 66km/1295hm
Imho darf sich das sehen lassen.