Freitag, 11. Juni 2021 – AOK Störche

Die AOK Störche zwei Strassen weiter machen sich prächtig. Zu Fuss langsam dorthin laufen klappt inzwischen ganz gut. Dazu brauch ich nicht mal ne Viertelstunde. Rucksack auf, Teleobjektiv, Stativ und weiteren benötigten Kram rein und losdackeln mit den Stöcken. Weil ich momentan viel Zeit hab, gibts auch viele Fotos, nicht alle am selben Tag gemacht.

Diese Viecher sind einfach unfassbar, Grösse, Erscheinungsbild, Flug und was noch alles.

Mittwoch, 12. Mai 2021 – Orthoklinik

So, das wars also, jetzt kann ich mitreden. Eine TEP rechts.
Eher unfreiwillig aber nichtsdesto … blabla … unausweichbar.
Ich leb immer noch, auch wenn das Aufwachen nach der OP heftig war.
Und jetzt? Stöcke raus, wir lernen Treppen steigen.
Es geht wieder aufwärts, klasse, was?

Beobachtungen (3)

Im OP

Die Teilnarkose machts möglich: Endlich mal erleben was so in einem OP passiert, ohne mittendrin den geplanten Filmriss verabreicht zu bekommen. Die freundliche Anästhesistin hat sich dauernd mit mir unterhalten, die anderen waren durchweg gut drauf. Ein gut eingespieltes Team mit guter Laune, so schien es. Und ohne den Eindruck zu erwecken, sie wollen nur den Patienten bei Laune halten. Wozu auch? Ich bin den Eindruck nicht losgeworden denen macht ihre Arbeit Spaß und das, obwohl auch da Patienten reihenweise verarztet werden.

Das Gefühl hat mich beim Einkaufen nur selten überkommen. Im Gegenteil, bei den häufig griesgrämigen Gesichtern hinter der Ladentheke oder an der Supermarktkasse hab ich oft überlegt, ob ich mich für meinen Einkauf entschuldigen soll. Ich bin Kunde, sorry tut mir leid Sie zu stören.

Urlaub mit Vollpension

Fünf Tage All Inclusive

Nach der ebenso einfachen wie erfolgreichen Metallentfernung, siehe vorheriger Beitrag, fing für mich der Krankenhaus-Spaß ja erst richtig an. Ich hab ja ohnehin schon eine Phobie gegen Räume mit geschlossenen Fenstern bei voll aufgedrehten Heizungen. Genau das Programm war aber leider geboten. Dazu kamen noch zwei Mega-Schnarcher im Zimmer, dann die freundliche Nachtschwester, die ab 20 Uhr stündlich bis sieben Uhr morgens jede mühsam angefangene Viertelstunde Schlaf wieder unterbrechen mußte, weiter diese ekelhaften Pinkelflaschen direkt am Nachtschränkchen und noch jede Menge weiterer Annehmlichkeiten, die einen Besuch in der Klinik zum unvergesslichen Erlebnis machen. Aber man soll ja alles positiv sehen. Na gut, ich hab auch keine Mühe damit, das zu tun.

Verpflegung
Die Vollpension in der Klinik war tatsächlich besser als ihr Ruf. Halb acht, halb zwölf, halb fünf waren die üblichen Zeiten für die Raubtierabfütterung. Schon nach zwei Tagen Aufenthalt ertappt man sich dabei, in Viertelstundenabständen auf die Uhr zu schauen Wann gibts denn wieder Futter? Und das ohne in der Zwischenzeit nur eine Kalorie verbraucht zu haben. Das anschließende Völlegefühl gibts gratis. Der Darm reagiert auf diese forcierte Stopferei mit Untätigkeit, bis nach drei Tagen die freundliche Schwester erst mit Zäpfchen und später mit Einlauf droht.

Bildungsurlaub
Solang ich vor der OP noch und nach der OP wieder einigermaßen laufen konnte, hab ich alle lesbare Lektüre die in erreichbarer Nähe zu bekommen war, verschlungen. Tageszeitungen, Boulevardblättchen, Prospekte, leichte Kost. Die mitgebrachten Bücher waren sowieso überflüssig, Konzentration auf ein Thema war nicht drin. Der andauernde Dämmerzustand zwischen nachts wach und tagsüber müde war zu anstrengend. Aber immerhin weiß ich jetzt endlich wieder Bescheid über Brett Pit, Angelina Jolie, Julia Roberts und all die anderen wirklich wichtigen Leute. Das Schlimmste waren allerdings die völlig flachgekloppten Witze im Karnevalsprogramm zur besten Sendezeit. Wie ist das erst, wenn man vier Wochen hier rumliegen muß? Das fortschreitende Siechtum scheint unaufhaltsam.

Sachsen gegen Baden
Meine beiden Bettnachbarn hätten nicht verschiedener sein können. Einer kam von drieben aus Sachsen [Karl-Marx-Stadt], der andere war ein Landwirt, ganz aus der Nähe und Badisches Urgewächs. Was die beiden gemeinsam hatten, waren neue Hüftgelenke und Schnarchen bis die Schranktüren vibrierten. Für die abendliche Komödie der beiden wäre normalerweise Eintritt fällig gewesen. A Guete Nacht hieß es [das haben beide verstanden], danach startete der Badener sogleich seinen Schnarchangriff, und Sachsen konterte zunächst nur mit gelegentlichem, später wildem Klopfen an das Bettgestell, bis ich eingreifen mußte, bevor die ersten Geschosse durchs Zimmer fliegen würden, und dem an sich friedlichen Sachsen meine mitgebrachten Ohrenstöpsel verabreicht hab. Danach war dann relativer Frieden im Zimmer, nur an Lautstärke ham die sich gegenseitig überboten. An Schlaf nicht zu denken.

Ich hatte diesesmal nur fünf Tage in dem Etablissement zu überleben. Hat wieder geklappt, nur waren abgesehen von der OP selbst alle Kräfte aufgebraucht. Hoffentlich nicht so schnell wieder. Du meine Güte!

Abschied

Schlosserei entfernen

Fast auf den Tag genau 21 Monate lang hat mich eine Dynamische Hüftschraube [DHS] begleitet. Auf dem Rad, beim Wandern, Joggen, aufm Klo und sowieso überall war sie dabei. Die war nämlich seit dem 4. Mai 2008 fest am oberen Ende des rechten Oberschenkelknochens [Femur] angeschraubt und war damit zwar näher als jedes Piercing, aber doch unerreichbar zum Anfassen. Sogar ertasten ließ sich das Ding trotz seiner Größe kaum.

Die DHS hat den beim Radunfall abgebrochenen Gelenkkopf des Knochens mit dem unteren Teil verbunden und in Position gehalten, bis die Einzelteile wieder zusammengewachsen waren und damit dieser Stabilisierung nicht mehr bedurften. Nach Rücksprache mit meinem Chirurgen und Begutachtung diverser Röntgenaufnahmen durfte das Blech dann wieder an die Luft raus. Termin erste Februarwoche 2010.

Das ist ein relativ kleiner Eingriff – hieß es. Naja, für den Doc, der sonst fast täglich künstliche Hüftgelenke montiert schon. Ich wollt mich also mal überraschen lassen und war froh das Blech loswerden zu können. Nach freundlicher Beratung in der Klinik hab ich mich für eine Spinalanästhesie anstelle von Vollnarkose entschieden, davon sollte man hinterher nicht so Schädelweh und Kotzgefühl bekommen. Das ist tatsächlich eine tolle Sache, weil nur die untere Körperhälfte stillgelegt wird, quasi wie Zahnarztspritze. Den Rest des Geschehens kriegt man komplett mit und kann nebenbei noch mit der netten Anästhesistin flirten. Nur dem Chirurg bei der Arbeit zugucken darf man nicht.

So ein Chirurg kennt ja keine Hindernisse, wenn er irgendwo ran will. Skalpelle, Haken, Scheren, ruckzuck in wenigen Minuten ist alles Überflüssige wie Fett und Muskeln beiseite gezogen und er an seinem Ziel [meiner DHS] angelangt. Nach Entfernung der kleinen Schrauben macht er sich an die großen Teile ran, die so richtig schön vom Knochen umwachsen waren. Auch dafür gibts passendes Gerät wie Hämmer, Meißel und was weiß ich. Grobschlosserei ist das. Nebenbei gibt er auch noch Auskünfte, beantwortet Fragen und lächelt einen freundlich durch die blutverspritzte Brille an. Nach knapp einer Stunde ist der Spuk vorbei, die Blechteile bekomm ich in einer Plastiktüte in die Hand gedrückt und Abtransport aufs Zimmer.

Das war ja einfacher als erwartet. Einzig die paar Stunden andauernde Teilnarkose sorgt danach im Bett für ein beklemmendes Gefühl, weil sich auch bei Willensanstrengung nicht der kleinste Zeh bewegen läßt.

Der anstrengende Teil im Krankenhaus fängt für mich leider erst nach der OP an.

Ich bin dann mal zurück …

Fünf Tage Krankenhausaufenthalt, selbst lang geplant und bestens vorbereitet, überleben nur die Stärksten, so fühlt sichs momentan an. Dabei sind fünf Tage ja fast nichts. Mit dem gefühlten bischen Restvitalität hab ich jetzt erstmal Wochenende. Puh!

Besuch beim Zahnarzt

Das wird nich numeriert hier, das beschränk ich auf Einzelfälle!

Ich gehör zeitlich gesehen in die Bevölkerungsgruppe, denen man in jungen Jahren aus kleinen Löchern in den Zähnen große gebohrt hat, damit die Riesen-Amalgamfüllungen reinpassen, und denen man danach statt der übernächsten Füllung die Zähne einfach rausgezogen hat.

Trotz dieser fast 20-jährigen Dauermißhandlung durch nicht stattgefundene elterliche Zahnpflegeerziehung in Verbindung mit den damals üblichen zahnärztlichen Massakern gibts einige überlebende Ruinen in meiner Beißleiste. Diese werden von mir auch täglich mit vehementen Bemühungen unter Benutzung aller erhältlichen Hilfsmittel, angefangen von Zahnseide, Interdentalbürsten und natürlich zwölfmal siebenmal mindestens zweimal täglichem agressiven Schrubbeln am Dahinsterben gehindert. Mit tatsächlich vorhandenem Langzeiterfolg!

Jetzt ist dann aber doch was Größeres fällig, weil ein Stück Backenzahn abgebrochen ist; der letzte Rest einer Grundmauer, die diese riesige Blechfüllung halten konnte, ist weg. Und der Nachbar, eine Krone mit stattlichen 25 Jahren, ist auch fällig.

So hat der Zahni mir heute zwei Stunden im Mund rumgemacht, für ihn Routine, für mich Stress pur. Kann mir einer erzählen was er will, das strengt an wie nix anderes, wenn der Doc zwei Stunden im Schädel rumbohrt.

Gibt unterm Strich zwei nagelneue Kronen im Backenzahnbereich [6 und 7]. Und weil die Kasse so üppig genau nach Vorschrift bezuschußt, wird das wieder mal so richtig teuer; kann ich zwei oder drei Monate auf Orbeid gehen und wieder nix auf die Kante kriegen 🙁

Und momentan läßt die Wirkung der Spritze nach. Weia. Zur allgemeinen Beruhigung und sowieso prophylaktisch nehm ich jetzt mal nen Rotwein ein.

Joggibär Nr. 1

Erster Lauf Versuch

Seit nem halben Jahr war ich glaub nicht mehr joggen, davon vier Monate unfreiwillig. Hab ich auch nicht wirklich vermisst, mit Radfahren war konditionell alles zu erledigen und der Frischluftbedarf war gedeckt. Aber beim Gehen klappt das alles noch nicht so richtig, jetzt musste mal was Neues her. Und am Sonntag morgen war nun eh Sauwetter, da lag der Entschluß in greifbar in der Nähe mal die Laufschuhe rauszuholen. Höchste Zeit mal bisle Abwechslung in meine Gehübungen reinzubringen.

Eine Dreiviertelstunde durchn Wald, ganz piano angefangen, paarmal kleine Pause mit Dehnen und Strecken waren genug für den Anfang. Und das hat prima geklappt, tat weder besonders weh, noch hat das Blech in der Hüfte angefangen zu klappern. Meinen Coach hatte ich dabei, der übrigens den gleichen Wiedereinstieg mit seinem lädierten Knie versucht hat. Auch da scheint alles ok zu sein. Somit hatten wir beide Spaß an der Sache und warn uns einig, daß man sowas wiederholen könnte.

Glückwunsch zum Neuanfang 🙂

Zustandsänderung. Endlich.

Das Krankendasein ist vorbei. Schluß damit!

Das hat mein Orthopäde heute morgen beschlossen. Genaugenommen hab ich das selbst beschlossen, und zwar schon vor einer Woche. Er hat mich meine eigene Situation selbst einschätzen lassen, und daraufhin ich hab noch diese Woche Schonzeit zum Wiederauftrainieren bekommen, was mir auch noch richtig was gebracht hat. Sehr fair und gesprächsbereit, mein Doc.

Um mich beim beruflichen Wiedereinstieg nicht zu überfordern, hab ich jetzt erstmal ne Woche Urlaub 🙂 Das hat zwar noch einen wesentlichen anderen Grund, aber das gehört hier nich rein. Das Schönste is ja, daß ich mir ausgerechnet jetzt so ne richtige Sommer Erkältung mit Niesen Husten usw. zugelegt hab; die muß ich mir erstmal vom Hals schaffen. Damits mir ja nicht zu wohl wird. Oder wozu sonst?

Was nun? Ich stopf die Hecktaschen von meinem Tourer voll, und selbstverständlich auch meine niedliche neu erstandene Lenkertasche, und mach tatsächlich Urlaub. Aufm Fahrrad natürlich. Das ist das Einzige, was ich fast drei Monate nach Ground Zero wirklich gut kann. Und außerdem geh ich damit den zu erwartenden Beileidsbekundungen jeglicher Art Anfang kommender Woche komplett ausm Weg. [Das muß jetzt niemand verstehen].

Heute zur Einstimmung schon alles lustig mitm Tourer erledigt: Besuch beim Doc, zurück heim, wieder ins Telesina [Freitag is Pizzarunde], nachmittags noch auf Orbeid [39 km].

So, kann losgehen. Beam me up, Scotty!

Nachgedanken zum Mißgeschick

Um jetzt das Thema für mich persönlich mal abzuschließen …

Dieser Drecks Unfall beschäftigt mich doch nun etwas mehr, als mir selbst gefällt. Nicht nur physisch, das wird noch ne Weile dauern. Aber es passiert hin und wieder, daß ich mich in der entscheidenden Sekunde vom Rad absteigen sehe. Die ersten Gedanken, noch während dem Umkippen, sind Mist jetzt ist die teure Radhose im Ar*** …. Keine Ahnung wie das kommt. Ich hab als Kletterer reichlich Unfallberichte gelesen von Leuten, die Abstürze in den Bergen oder in Lawinen überlebt haben. Die berichten ähnliche Trivialitäten wie Mist hab ich jetzt mein Taschenmesser verloren…. oder sowas. Das scheint normal zu sein, daß das Gehirn vom Wesentlichen ablenkt.

Ungeachtet dieser Nebensächlichkeiten lautete die Diagnose nach dem ersten Röntgenfoto: pertrochantere Femurfraktur rechts. Echt Shice. Mein Glück im Unglück war, daß mich mein selbst besteller SanKar direkt in eine Ortho-Klinik abgeschleppt hat, die nichts anderes als Knie- und Hüftgelenke reparieren, und schon vier Stunden nach dem Crash hat mich die nette Anästhesistin ins Nirvana geschickt, und meine Reparatur wurde Wirklichkeit. Das macht man heutzutage mit einer DHS, dynamische Hüftschraube. Dabei fummelt der Operateur ein Riesen Blech in den Schenkel, zwischen den lecker auftrainierten Muskeln hindurch, und verschraubt das Ganze mit Spax, wie sie im Baumarkt zu haben sind. Sieht jedenfalls so aus. Nach Abschwellen der ganzen Nebenwirkungen, was drei bis fünf Wochen dauern kann, sieht das äußerlich sogar nach fetten Muskeln aus, ist aber alles Blöff, das Eisen trägt eben so dick auf … und der Shit fühlt sich noch lange sehr befremdlich an, wie die dicke Backe nach ner Zahnarztspritze, nur viel derber…

Wenn alles gut geht, darf der Operateur nach ca einem Jahr den ganzen Eisenfummel wieder raus schnippeln, ca. eine Woche stationär hat man mir prophezeit. Wahrscheinlich grad, wenn ich mich dran gewöhnt hab und wieder gut im Training steh. Aber das is ja noch weit hin.

So. Und jetzt ist das Thema erledigt. Das Jammern überlass ich ab jetzt den Männern. Wir Frauen nehmen das gelassen und lassen uns nicht durch solche Lappalien aus der Bahn werfen. Ist doch wahr 🙂 …

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