Sommer aufm Heuberg

Steigungen sammeln mitm Rennrad, 31.07.2008

Seit den Vogesen bin ich wieder infiziert vom Berge fahren, daher nutz ich meinen schönen Sommer Urlaubstag zu einer Tour mit dem Renner. Motto heute heißt Pässe fahren. So viele richtige Pässe haben wir ja nicht, aber man kann sie aneinander reihen, und dann kommt in Summe schon was Richtiges raus dabei.

Erstmal los Richtung Norden, Wehingen, Obernheim, Tieringen. Drei Täler weiter hab ich schon drei Steigungen incl. des lustigen Lochenpasses in der Tasche. Unten in Weilstetten schaff ich es wieder nicht, mit angezeigten 65 kmh die Blitzampel zu einem Foto zu bewegen. Ich werd mich mal beschweren müssen bei den Grünen … Weiter in Frommern bin ich froh über eine offene Kneipe; Kaffi & Weizen sind unbedingt notwendig.

Weiter Richtung Ebingen, aber schon in Laufen wieder rauf nach Hossingen. Ganz schön steil hier, und den Rest erledigt die Hitze. Aber so hab ichs ja haben wollen, und jetzt wirds durchgezogen. Meßstetten, Heinstetten; der Heuberg is so weit; herrlich, dazu Sommer und Weizenfelder ohne Ende hier. Der Renner läuft wie ein Uhrwerk. Kaffi und Kuchen in Schwenningen, weiter über Irndorf, Knopfmacherfels, runter nach Fridingen. Der Mut auf zügige Abfahrten kommt langsam wieder, aber bremsen tu ich doch auch mal ganz gerne, wenns zu warm wird unter der Mütze.

Entlang der Donau ist jedesmal was Besonderes, allerdings heut halt ich mich nicht lange auf damit. In Mühlheim bieg ich ab ins Lippachtal hochwärts. Macht immer wieder Spaß, oben muß ich tatsächlich mal Pause einbauen und die Beine strecken. Schon ganz nett anstrengend heute. Find ich.

Der restliche Heimweg dauert noch ne gute Viertelstunde, Hausstrecke am Steinbruch runter, Dürbheim und dann noch bis vor die Garage. Das hat mir heut echt mal gereicht [113 km].

Herrlich, so ein Sommertag 🙂

Dia spinnet, dia Schwoba.

Wenn ihnen keiner auf die Schulter klopft, um damit zu dokumentieren, was sie fürn tolles Volk sie sind, dann erfinden die Schwaben eben was Eigenes dazu und klopfen sich selber auf die Schultern. So gibts seit einigen Jahren als Alternative zur Tour de France auch die Tour de Ländle. Für jedermann und jedefrau.

Seit gestern sind wir auch Opfer dieser Tour de Ländle, unfreiwillig, nur für eine Viertelstunde. Und für nie nie wieder, auch nicht aus Versehen, das is jetz schon klar. Tour de Ländle ist erfunden worden für alle Fußkranken und sonstwie Behinderten, die ihr Radl dreimal im Jahr ausm Keller ziehen [Hano, d’Reife aufbumpe muß i jetzet au no?] und sich trotzdem Beklatschen und Feiern lassen wollen wie Lance Armstrong. Klar, für Gepäcktransport und des leibliche Wohl ist gesorgt, bloß nicht überanstrengen.

Dummerweise wollten wir nachm Vogesen Radeln noch ne kleine Runde touren, und siehe da, in Unkenntnis der Lage gradwegs auf der Hauptstrecke der Ländle gelandet. Das Straßenrandpublikum stand bereits in Spaichingen Spalier, mit Hupen und Fahnen und Anfeuerungen. Schlimm schlimm. Aber es kam schlimmer, die standen wirklich in jedem Pupsdorf und ham Fahnen geschwungen und rumgebrüllt und Vorschußlorbeeren ausgeschüttet!

In Wurmlingen ist dann die Flucht geglückt [He, Sie fahret jo falsch dohane …] und endlich war Ruhe aufm Radweg. Nie bin ich mir so bescheuert vorgekommen wie bei dieser Beklatscherei.

Das Rezept funktioniert seit Julius Caesar. Brot und Spiele sind Opium fürs Volk. Mit so nem Unfug hat man die Massen im Griff. Und jede(r) mit dem passenden einfachen Strickmuster will dabei sein. [s’geit au an Orden zom an’d Wand beppe]

Schön, daß es Alternativen gibt. Noch schöner, daß fast alle dem Mainstream nachrennen.

Kleiner Fahrradurlaub mit großer Aussicht

Leckeres Rumtouren in den Vogesen

Samstag, 26.07.2008

Aufm Rad geht garnix, denn kaum in den Vogesen angekommen, Zimmer gesucht und gefunden, Klamotten sortiert, geht draußen ein Mords Gewitter los, sodaß an Radeln garnicht zu denken ist. Nagut, dann eben Siesta. Und siehe da, abends um sechs läßt sich doch noch eine kleine Runde um den Lac de Kruth machen. Wenigstens ein netter erster Eindruck von der Gegend. [20 km]

Sonntag, 27.07.2008

So, heut gehts aber dann los: Hoch nach le Markstein, weiter zum Grand Ballon. So ein übler Touristentreff dort oben, busweise werden die hochgekarrt, einmal Speisekarte rauf und runtergefuttert, wieder einsteigen und weg. Mitm Rad dagegen ein Riesenspaß wegen der netten Steigungen. Zurück auf der Route des Cretes, bis es eine wunderbare Waldstrecke runtergeht zum Col de Bramont, von dort Serpentinen fahrenderweise nur noch runter zum Lac de Kruth: So eine schöne Einstiegsrunde, aber ehrlich. Und die Höhenunterschiede lassen sich wirklich sehen hier! Gut daß jemand dabei ist, der jeden Höhenmeter buchhalterisch korrekt registriert [66 km, 1051 hm].

Montag, 28.07.2008

Nach dem Frühstück gleich mal los, wieder die Serpentinen hoch zum Col de Bramont, von dort die Waldstrecke hoch an die Route des Cretes und rüber zum Col de la Schlucht. Ja und dieser Col is wirklich die Touristenveralberung schlechthin, dagegen war der Ballon gestern Kindergeburtstag. Die ham hier wirklich jeden Sch**, sogar ne Sommer Rodelbahn, die is so lahm daß sie fast runter schieben müssen. Nix wie weg, der anschließende Höhenweg bis rüber zum le Markstein ist heute die reine Freude, das Wetter macht komplett gute Laune, und die Aussichten rechts uns links die Täler runter sind atemberaubend. Auch der Lac de Kruth läßt sich erspähen und da kommt schon richtig Vorfreude aufs Runterzischen auf. Die 15 km talwärts sausen dann auch fast ohne Pedalieren rechts und links vorbei. Herrlich [68 km, 1080 hm].

Dienstag, 29.07.2008

Heute gibt ne richtige Paß Sammlung. War nicht geplant, ist aber so gekommen. Von Kruth hoch zum Col de Oderen, runter nach Cornimont. Ein furchtbares Kaff, schnell rauf auf den Col de Moinats. Runter nach La Bresse, dann zum Col de Grosse Pierre, Pause mit Kaffi & Blaubeerkuchen. Kurz vor Gerardmer findet sich ein Sträßle fast autofrei, komplett abseits, mit viel Wald, Aussicht, Duft nach Wald, Sommer, Kiefern, Urlaub und Norwegen. Das ist die „Mitte des Urlaubs“ geht mir so durch den Kopf. Für sowas sind wir hergekommen, schöner gehts kaum. Wird aber fast noch besser. Entlang des Lac de Longemer und dann auf den Col des Feignes. Noch ein letztes Stückchen steil, und der Col de Bramont ist unser. Danach ist Feierabend, nur noch bergab bis Kruth, hach war das schön heute. Meine Geburtstagstour 🙂 Hätte ich mir besser nicht wünschen können. Uneingeschränkte Begeisterung, was meine Mitfahrererin so an Höhenmetern wegdrückt [81 km, 1622 hm].

Mittwoch, 30.07.2008

Leider ist der Vogesenspaß schon rum, heimfahren nachm petit dejeneur. Was bleibt? Erstmal Appetit auf mehr davon! Wird nachgeholt, da sind wir uns einig. Aber der Tag is ja noch nich rum. Kaum wieder zuhaus, die Räder raus und los gehts, den schönen Tag noch nutzen. Nach drei Tagen Bergtreterei gibts heute eine sanfte Runde zum Ausruhen. Col de Konzenberg, Val de Krähenbach, und rüber nach Tuttlingen ins Telesina. Den obligatorischen Gewitterregen warten wir nach der Pizza ab, und dann mit Abensonne über Hausen o.V. heimwärts. [57 km].

Unterm Strich:

So ein Urlaub! Hat super geklappt alles, Danke, war nicht alleine mein Verdienst. Die Vogesen ham doch wirklich Steigungen und Höhenunterschiede, die so richtig Spaß machen. Lang und anstrengend. Kulinarisches: Jeden Abend den Kalorien Vorrat wieder gefüllt mit allen möglichen Schlemmereien, Elsaß hat was zu bieten, keine Frage. Radtechnisch: Mein Tourer schreit nach einer neuen Schaltung, die ausgelutschte SunTour 7-fach knirscht beim Schalten mit den Zähnen und ist echt am Ende. Sprachtechnisch: Die wissen nich wirklich genau, ob sie deutsch oder französischen Sprachursprungs sind, daher immer wieder diese Gematsche aus zweisprachigen Ortsnamen. Zum Schießen. Und die Vogesen? Herrlich. Richtig schön weit hoch und lang wieder runter. Bald und gerne wieder …

Aber vermutlich ist als nächstes ne mutige Schwarzwald Überquerung an der Reihe.