Nun gibts also doch, als Nachtrag zu gestern, etwas zu lesen über die Hossinger Leiter, eine Wanderung, über die im Web schon inflationär berichtet wird.
Hier ein Zeitungs- oder Buchausschnitt, der in der oben gelegenen Grillhütte angeschlagen ist. Die malerische Sprache und die abenteuerlichen Bilder suchen ihresgleichen und deshalb hab ich mir die Mühe gemacht, den Text komplett abzuschreiben, der ist ganz unten zu lesen und ein Foto dazu gibts auch:
Die Hossinger Leiter
Von F.Link in Ebingen, mit 2 Zeichnungen von demselben.
Schon lange und immer dringlicher bitten die Hossinger Mitglieder, es möge auch einmal ihrer „Leiter“ in den Blättern des Schwäbischen Albvereins gedacht werden. Dieser Wunsch ist auch ganz berechtigt. Ist doch gewiss ein solcher Verbindungsweg wie die Hossinger Leiter, auf den ein ganzes Dorf in seinem Verkehr mit dem Thal zu bedeutender Abkürzung des Weges einzig und allein angewiesen ist, sehr merkwürdig und wohl kaum ein zweitesmal in ähnlicher Weise vorhanden. Das freundliche Filial-Dörfchen Hossingen liegt, eines Besuches wohl wert namentlich wegen seiner aussichtsreichen und geschichtlich merkwürdigen Umgebung, auf der Albhochebene hinter dem Gräblesberg, teils an eine Höhe hingelehnt, zum größeren Teil jedoch in eine Einsenkung eingebettet. Mit dem Schmiechathal ist es durch die über Meßstetten nach Ebingen führende Straße verbunden. Zwischen Hossingen und Meßstetten befindet sich unweit derselben der höchste Punkt der Gegend, der zwar unansehnliche aber eine ausgedehnte Aussicht gewährende Weichenwang (987m hoch). Mit dem Eyachtal ist die Verbindung durch eine Steige nach Laufen und gegen das Beerathal hin durch eine solche nach Oberdigisheim hergestellt. Nördlich von Hossingen, in einer kleinen halben Stunde wohl erreichbar, liegt der wuchtige, dichtbewaldete Felskoloß des Gräblesbergs. „Durch riesige Steinwälle an der einen zugänglichen Südseite geschützt, starrt er mit seinen drei übrigen Seiten in turmartigen Felswänden abbrechend, als unersteigbare Festung hinaus in das hier am reichsten und kühnsten gegliederte Eyachthal.“ (Vergl. Beschreibung des Oberamtes Balingen, S.50) Der nächste Weg nun von Hossingen nach dem Eyachthal hin, nach Lautlingen, führt gerade gegen eine steil abfallende Bergwand. Diese faßt, oben meist von Felsen gekrönt, das stille und einsame, tief eingeschnittene Waldthal des Lauterbachs an der Südseite ein. Im Westen erhebt sich mächtig aufstrebend der Gräblesberg. Plötzlich findet der Pfad sein Ende, indem er an einem Felsabsturz anlangt. Jetzt gilt es trittfest und schwindelfrei zu sein, denn man muß sich nun wohl oder übel an einer etwa 20 Sprossen zählenden Leiter anvertrauen. Eine kleinere, weiter unten befindliche bilde gewissermaßen ihre Fortsetzung. Den Blick in die rechts aufgähnende Tiefe ist nicht besonders ermutigend, und schon mehr als ein wohlbeleibter Wanderer machte angesichts der schwankenden und etwas schwächlich aussehenden Leiter respektvoll Kehrt. So ganz ungefährlich ist die Sache auch nicht. Leider sind die Fälle nicht gar zu selten, daß Unvorsichtige, die bei Nacht und Nebel die Leiter zum Aufstieg benützen wollen, ihre Waghalsigkeit mit einem Sturz in die Tiefe büßen mußten. Der nun rasch in Zickzacklinien der Thalsohle zueilende Weg führt an einer halben Stunde nach Lautlingen. Wegen seiner reichen Flora sei auch ein Botaniker auf dieses schöne Thälchen aufmerksam gemacht. Er findet hier unter anderem Tofieldia calyculata, Herminium monorchia, Listera ovata, Pinguicula vulgaris, Arnica montana u.a.
Hossingen will in nächster Zeit auf Anregung des Kgl. Oberamts statt der einfachen Holzleiter eine eiserne mit einem Geländer herstellen lassen. Es hofft dabei [Aha! D.L.] auf thatkräftige Unterstützung des Albvereins. Möge es in dieser Erwartung nicht getäuscht werden! Mögen aber auch zugleich die angrenzenden Gemeinden zur Verbesserung des Wegs zu der Leiter das Ihrige beitragen, damit künftig jedem Wanderer, der dieses Thälchen (Balinger Eigentum) und die Leiter aufsuchen wird, ein passierbarer Weg durch diese romantische Gegend zur Vefügung steht.
Neuerdings ist übrigens, wie wir nachträglich vernehmen, in soweit geholfen, daß die alte Leiter durch eine neue, starke ersetzt worden ist. [Um so mehr danken wir dem freundlichen Zeichner. D.L.]