Urlaub mit Vollpension

Fünf Tage All Inclusive

Nach der ebenso einfachen wie erfolgreichen Metallentfernung, siehe vorheriger Beitrag, fing für mich der Krankenhaus-Spaß ja erst richtig an. Ich hab ja ohnehin schon eine Phobie gegen Räume mit geschlossenen Fenstern bei voll aufgedrehten Heizungen. Genau das Programm war aber leider geboten. Dazu kamen noch zwei Mega-Schnarcher im Zimmer, dann die freundliche Nachtschwester, die ab 20 Uhr stündlich bis sieben Uhr morgens jede mühsam angefangene Viertelstunde Schlaf wieder unterbrechen mußte, weiter diese ekelhaften Pinkelflaschen direkt am Nachtschränkchen und noch jede Menge weiterer Annehmlichkeiten, die einen Besuch in der Klinik zum unvergesslichen Erlebnis machen. Aber man soll ja alles positiv sehen. Na gut, ich hab auch keine Mühe damit, das zu tun.

Verpflegung
Die Vollpension in der Klinik war tatsächlich besser als ihr Ruf. Halb acht, halb zwölf, halb fünf waren die üblichen Zeiten für die Raubtierabfütterung. Schon nach zwei Tagen Aufenthalt ertappt man sich dabei, in Viertelstundenabständen auf die Uhr zu schauen Wann gibts denn wieder Futter? Und das ohne in der Zwischenzeit nur eine Kalorie verbraucht zu haben. Das anschließende Völlegefühl gibts gratis. Der Darm reagiert auf diese forcierte Stopferei mit Untätigkeit, bis nach drei Tagen die freundliche Schwester erst mit Zäpfchen und später mit Einlauf droht.

Bildungsurlaub
Solang ich vor der OP noch und nach der OP wieder einigermaßen laufen konnte, hab ich alle lesbare Lektüre die in erreichbarer Nähe zu bekommen war, verschlungen. Tageszeitungen, Boulevardblättchen, Prospekte, leichte Kost. Die mitgebrachten Bücher waren sowieso überflüssig, Konzentration auf ein Thema war nicht drin. Der andauernde Dämmerzustand zwischen nachts wach und tagsüber müde war zu anstrengend. Aber immerhin weiß ich jetzt endlich wieder Bescheid über Brett Pit, Angelina Jolie, Julia Roberts und all die anderen wirklich wichtigen Leute. Das Schlimmste waren allerdings die völlig flachgekloppten Witze im Karnevalsprogramm zur besten Sendezeit. Wie ist das erst, wenn man vier Wochen hier rumliegen muß? Das fortschreitende Siechtum scheint unaufhaltsam.

Sachsen gegen Baden
Meine beiden Bettnachbarn hätten nicht verschiedener sein können. Einer kam von drieben aus Sachsen [Karl-Marx-Stadt], der andere war ein Landwirt, ganz aus der Nähe und Badisches Urgewächs. Was die beiden gemeinsam hatten, waren neue Hüftgelenke und Schnarchen bis die Schranktüren vibrierten. Für die abendliche Komödie der beiden wäre normalerweise Eintritt fällig gewesen. A Guete Nacht hieß es [das haben beide verstanden], danach startete der Badener sogleich seinen Schnarchangriff, und Sachsen konterte zunächst nur mit gelegentlichem, später wildem Klopfen an das Bettgestell, bis ich eingreifen mußte, bevor die ersten Geschosse durchs Zimmer fliegen würden, und dem an sich friedlichen Sachsen meine mitgebrachten Ohrenstöpsel verabreicht hab. Danach war dann relativer Frieden im Zimmer, nur an Lautstärke ham die sich gegenseitig überboten. An Schlaf nicht zu denken.

Ich hatte diesesmal nur fünf Tage in dem Etablissement zu überleben. Hat wieder geklappt, nur waren abgesehen von der OP selbst alle Kräfte aufgebraucht. Hoffentlich nicht so schnell wieder. Du meine Güte!